Vertrauen im Team

Vertrauen im Team

Ohne Vertrauen im Team wird es keine gute Zusammenarbeit geben. Mit Vertrauen ist hier das sowohl in mich als auch in Menschen, in das Leben, das Team, die Organisation gemeint. All dies hängt zusammen. Wer hier noch vordergründig Privat- von Berufsleben trennen möchte, dem sei gesagt, dass es den meisten Menschen schon passiert ist, dass eine Führungskraft an den Vater erinnert, eine Kollegin an die eigene Schwester oder auch umgekehrt der Partner an den schwierigen Ex-Chef.

Unsere Erfahrungen machen keinen Unterschied zwischen Privat und Beruf und sind somit nicht nur ständig verfügbar, sondern können auch jederzeit angetriggert werden. Vertrauen fängt bei jeder einzelnen Person in sich selbst an. Hat sie dies, und erst dann, wird sie ohne größere Blockaden und Hindernisse auch Menschen allgemein und dem Team im Besonderen vertrauen.

Wie können Sie als Führungskraft das Entstehen von Vertrauen unterstützen oder fördern? Auch hier gilt natürlich – ähnlich wie der „Identifikation“ – dass Sie Vertrauen nicht anweisen oder wie eine Lampe anknipsen können.

Vertrauen entsteht über einen langen Zeitraum, in dem bestimmte Verhaltensmerkmale konstant, regelmäßig und berechenbar immer wieder erkennbar sind, und dieses Verhalten als angenehm oder positiv wahrgenommen wird.

Wenn Sie als Führungskraft die Erfahrung machen, dass eine Mitarbeiterin über einen langen Zeitraum zuverlässig qualitativ hochwertige Informationen und Ergebnisse erarbeitet, werden Sie ihr vertrauen. Wenn Sie Ihren Kollegen in der Geschäftsleitung seit langer Zeit berechenbar, verbindlich und wertschätzend unterstützen, wird er Ihnen vertrauen. Entscheidend für Vertrauen sind also die Faktoren „längerer Zeitraum“, „konsequente Wiederholung“ und ein regelmäßig ausgelöstes angenehmes Empfinden bei Ihrem Gegenüber und bei Ihnen.

Ganz oder gar nicht

Der Faktor „Ganzheit“, der eng mit dem Vertrauen zusammenhängt, bezieht sich darauf, dass sich jeder Beteiligte in einem Team regelmäßig als „ganzer Mensch“ zeigen mag und darf. Und zwar mit allen Emotionen, auch mal mit Fehlern oder Zweifeln, aber auch mit ungeschminkter Freude, wenn ein Projekt gelungen ist oder ein gemeinsamer Erfolg erreicht wurde. In vielen Unternehmen mit herkömmlicher Tradition oder autoritärer Kultur ist es oft sozial verpönt, wenn Emotionen oder Gefühle ausgedrückt und offen gelebt werden. In diesen Fällen werden emotionale Äußerungen, wie z. B. Freude oder Traurigkeit eher unterdrückt und hinter einer Fassade verborgen. In einem solchen Umfeld findet in leichteren Fällen abschätziges Verhalten, wie z. B. hochgezogene Augenbrauen statt, in schwereren Fällen sogar offenes Mobbing. In einem Team oder Unternehmen, in dem „Ganzheit“ unerwünscht oder „uncool“ ist, kann kein Vertrauen entstehen. Stattdessen herrschen Angst und Rückzug vor. Wenn sich jeder Mitarbeitende nur mit einem Teil seiner Persönlichkeit, also nur mit der sozial kompatiblen Fassade einbringen kann, kann das gemeinsame Arbeitsergebnis auch nur einen Teil von dem darstellen, was möglich gewesen wäre. Das Potenzial an Kreativität wird keinesfalls ausgeschöpft Vertrauen entsteht in einem solchen Umfeld jedenfalls nicht.

Vertrauen aufbauen

Für das Entstehen von Vertrauen ist es hilfreich, wenn Sie als maßgebliche Führungskraft beginnen, Vertrauen zu schenken, statt es einzufordern. Wenn sich ein Team neu bildet, oder wenn Sie in einer Führungsposition neu sind, kann es sein, dass der Faktor „längerer Zeitraum“ noch keine Chance hatte zu wirken. Also bleibt Ihnen zunächst nur, die Haltung von Vertrauen einzunehmen, und sich Ihrem Gegenüber konsequent und zuverlässig wertschätzend zu verhalten. Falls Ihr geschenktes Vertrauen von Ihrem Kollegen oder Mitarbeitenden wahrgenommen wird, wird er vermutlich alles dafür tun, das Vertrauen nicht zu enttäuschen. So kann gegenseitiges Vertrauen entstehen.

Falls beide jedoch darauf warten, dass zuerst der Andere Vertrauen schenkt, oder zunächst gute Gründe liefert, bevor die eigene Bereitschaft zum Vertrauen im Gegenzug eingeräumt wird, wird kein Vertrauen entstehen, sondern Distanz und sogar Misstrauen.

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